Die Stadt Maintal hat am Himmelfahrtswochenende eine Delegation aus ihrer Partnerstadt Luisant herzlich empfangen. Mit Boulespiel, Ausflug und gemeinsamen Festlichkeiten wurde die deutsch-französische Freundschaft gefeiert, die seit Jahren auf lebendige Weise durch den direkten Kontakt zwischen Bürgerinnen und Bürgern beider Städte getragen wird. Solche Begegnungen sollen fortgesetzt werden, das nächste Mal schon beim Rebenblütenfest im Juni.
Wie sehr wünschte ich mir, dass dieser Geist von Freiheit, Miteinander und freiwilliger Kooperation in die anderen Bereiche unseres gesellschaftlichen und politischen Lebens durchdringen könnte! Wenn Bürgerinnen und Bürger zueinanderfinden, aus freien Stücken Kontakte pflegen und ihre Freude an Gemeinsamkeit feiern, dann ist das der wahre Sauerstoff der offenen Gesellschaft. Solche Städtepartnerschaften sind keineswegs bloße Folklore oder sentimentales Beiwerk – sie sind gelebte Dezentralisierung, praktischer Wettbewerb im Guten, frei von Zwang und blind für Starrheit von Institutionen. Die Freundschaft von Maintal und Luisant speist sich nicht aus Anweisungen von oben. Sie gründet auf der Bereitschaft, einander kennenzulernen, auf wechselseitiger Neugier, auf dem unmittelbaren Kontakt zwischen Individuen und Vereinen.
Man mag in der heutigen Zeit versucht sein, solche Begegnungen als unscheinbar oder unwichtig abzutun, ja, sie fast schon als harmloses Freizeitvergnügen abzutun. Doch Freunde, gerade hierin liegt eine unbezwingbare Kraft: In den freiwillig gewachsenen zwischenmenschlichen Netzwerken, im ungehinderten Austausch, entstehen jene Bande, auf denen der Wohlstand und der Frieden Europas ruhen. Machen wir uns bewusst: Sämtlicher staatsdirigistischer Eifer, alles Streben nach Vereinheitlichung von oben, all das ersetzt niemals diese frei gewählte Kooperation unter Gleichen.
Es ist kein Zufall, dass jahrzehntelange Friedenspolitik auf den Beziehungen zwischen Menschen gründet, nicht auf den Dekreten von Institutionen. Die Bürgerpartnerschaft zwischen Maintal und Luisant demonstriert im Kleinen, wie eine offene Ordnung im Großen funktionieren könnte: Auf Basis der Freiheit, getragen von gegenseitiger Wertschätzung und Offenheit für Vielfalt. Wir sollten diese Begegnungen nicht nur feiern, sondern als Modell eines freiheitlichen Europas anerkennen – eines Europas, das nicht von Behörden zusammengezimmert, sondern von den Menschen selbst gestaltet wird.