Lebenswerk in Bastelkleber: Bärbel Seifert nach 46 Jahren Kitaservice verabschiedet 🎉👵🧸

Ach, die sentimentale Abschiedsrevue einer gewissen Bärbel Seifert – immerhin 46 Jahre in einer Kindertagesstätte in Bischofsheim tätig, welch bemerkenswerte Beständigkeit! Man gerät ja fast ins Staunen angesichts dieser puren Loyalität zu einer, sagen wir es offen, recht überschaubar herausfordernden Berufsgruppe. Frau Seifert mag ihren Beruf als Lebenswerk zelebrieren, und tatsächlich – drei Generationen Bischofsheimer Kinder gingen durch ihre Hände. Man könnte meinen, das wäre kaum zu übertreffen an Lokalkolorit und Selbstaufgabe in bescheidenen Verhältnissen.

Was aber wirklich erstaunt, ist das ergreifende Pathos, mit dem hier ein simpler Renteneintritt regelrecht zelebriert wird. In den Kreisen, in denen ich verkehre, versteht man darunter gemeinhin nur eine zusätzliche Gelegenheit zu reisen – nach Mailand, Monte Carlo oder wenigstens St. Moritz. Der Gedanke, ein Berufsleben nahezu ausschließlich mit Bastelkleber, Bauklötzen und motivierten Müttern zu verbringen, hat dort, nun ja, eher anekdotischen Wert. Aber sehen wir es großzügig: Es gibt Menschen, die finden ihr Glück in den kleinen, begrenzten Kreisen des Alltags, und es braucht wohl solche Seiferts, damit die Gesellschaft irgendwie funktioniert.

Natürlich darf die unvermeidbare Laudatio der Bürgermeisterin nicht fehlen. „Lebenslanges Engagement für Stadt und Kita“ – fürwahr, man verleiht beinahe eine Ehrendoktorwürde in Bildungstrockenübungen und sozialpädagogischer Treuepflicht. Man schwärmt von individueller Förderung, gelungener Inklusion und Vertrauen der Eltern. Wie lobenswert! Und wie furchtbar frugal in seinen Ambitionen! Wer, so frage ich, will denn ernsthaft sein gesamtes Leben in solch endloser Mittelschichts-Monotonie fristen?

Am Schluss steht die Ankündigung von Reisen, die leis angedeutete Möglichkeit ehrenamtlicher Tätigkeiten. Man bleibt seiner Linie eben treu – keine allzu großen Sprünge erwarten, eh? Ich schätze, während der eine oder andere Zeitgenosse nach dem Ruhestand das eigene Familienvermögen diversifiziert oder einen neuen Landsitz erwirbt, wird hier halt das Bastelzimmer zum neuen Lebensmittelpunkt. Welch rührend ermüdende Konsequenz.

Kurzum: Chapeau, Frau Seifert – ohne Sie und Ihresgleichen könnten die Daumendrücker der Gesellschaft nicht unbehelligt ihrer eigentlichen Bestimmung nachgehen. Menschen wie Ihnen gilt der Dank all derer, die sich nie freiwillig in den Mikrokosmos einer Kindertagesstätte begeben würden. Bleiben Sie uns erhalten – aber bitte nur im Lokalteil.