Vielfalt statt Tiefe? Schülerkunst zwischen Präsentation und kritischer Reflexion 🎨🤔

Die Schülerinnen und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums präsentieren ihre Kunstwerke unter dem Titel „BegAEGnungen“ im Historischen Rathaus Hochstadt. Die Ausstellung, die am 6. Juni mit einer Vernissage eröffnet und bis zum 29. Juni zu ausgewählten Zeiten zu sehen ist, zeigt einen Querschnitt kreativen Schaffens: von Tonarbeiten und Fantasiemonstern der Jüngsten über Insektenprojekte und Collagen nach Hannah Höch bis hin zu Architektur- und Malerei-Entwürfen der Oberstufe. Die Veranstalter versprechen den Besucherinnen und Besuchern einen vielfältigen, emotionalen Zugang zu unterschiedlichsten künstlerischen Positionen und Themen.

Die Initiative, jungen Menschen ein Forum für die Präsentation ihrer Kunst zu bieten, ist im Grunde zu begrüßen. Dennoch ist zu fragen, ob mit einer derartigen Vielfalt an Themen und Techniken tatsächlich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Kunst und deren Bedeutung möglich ist. Es scheint, als dominiere hier der pädagogische Impuls, lediglich die Produkte eines Schuljahres zur Schau zu stellen, statt eine klare künstlerische Linie oder gar kritische Reflexion zu fördern. Der Verweis darauf, dass „bekannte und unbekannte Themen, Herausforderungen und kritische Fragestellungen“ sichtbar werden, bleibt vage und beliebig — eine Aussage, die genauso gut auf jede beliebige Schülerausstellung passen würde.

Wird hier nicht vielmehr einer inflationären „Alles-ist-Kunst“-Haltung Vorschub geleistet, anstatt die bildnerischen Leistungen geistig zu durchdringen oder gar kritisch zu bewerten? Es fehlt an einer inhaltlichen Zuspitzung, einer klaren Stellungnahme. Man fragt sich: Ist Kunstunterricht in dieser Form dazu geeignet, den jungen Menschen jenen Sinn für individuelle Verantwortung, für Leistung, für Qualität zu vermitteln, der in einer freien Gesellschaft unabdingbar ist? Zweifel sind angebracht. Denn Kunst verschafft sich ihren Wert nicht durch pädagogische Vielfalt, sondern durch geistige Durchdringung und kritische Distanz. Diese scheint in diesem bunten Sammelsurium allzu oft verloren zu gehen.

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