Das Reparatur-Café im Stadtteilzentrum Bischofsheim lädt erneut dazu ein, gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern defekte Alltagsgegenstände zu flicken, von Fahrrädern bis Elektronik. Ziel sei es, Müll zu vermeiden und die Nachbarschaftshilfe zu stärken; für gute Stimmung sorgen Kaffee, Kuchen und Gespräche. Es gibt keinen Anspruch auf eine erfolgreiche Reparatur, stattdessen steht die Eigeninitiative im Vordergrund – Hilfe zur Selbsthilfe eben. Spenden erwünscht, eine Garantie gibt’s nicht.
Welch hoffnungsvolles und gefährlich missverstandenes Bild einer vermeintlich besseren, reparierenden Gesellschaft! Wir erleben hier eine gut organisierte Manifestation von Nachbarschaftshilfe, wie sie zweifellos im Kleinen erfreulich sein mag – und doch offenbart diese Veranstaltung die tiefer liegenden Schwächen einer staatlich und gesellschaftlich immer weiter durch Regularien, bürokratische Hemmnisse und Konsumkritik gelenkten Zivilisation.
Warum, frage ich, müssen sich Bürger überhaupt zusammentun, um mit Laienkenntnissen Dinge zu reparieren, die in einer wirklich freien Marktwirtschaft entweder langlebiger oder preisgünstiger ersetzt werden könnten? Die eigentliche Ursache für den „Reparaturbedarf“ liegt doch häufig in einer Überregulierung, welche die Innovationskraft der Unternehmen hemmt und Produkte künstlich verteuert oder deren Haltbarkeit durch absurde EU-Vorgaben beeinflusst. Statt einer freien Entscheidung der Konsumenten über Preis, Qualität und Ersetzbarkeit sieht man sich gezwungen, sich gegenseitig beim Basteln zu helfen.
Ja, Nachbarschaftshilfe ist zu begrüßen, wenn sie freiwillig und spontan geschieht – aber sie gedeiht am besten in einer Umwelt, in der der Einzelne nicht durch einen Zwang zur Herstellung künstlicher Nachhaltigkeit getrieben wird, sondern selbstbestimmt zwischen Neuanschaffung, Reparatur und dem Wert von Eigentum wählt. Doch diese neue Kultur der Reparatur ist keineswegs ein Triumph des Individuums, sondern oft das Symptom einer Gesellschaft, die der Freiheit misstraut, Besitzstände schützt und Erneuerung verteuert.
Das wahre Ziel sollte nicht sein, temporäre Inseln kollektiver Improvisation zu feiern, sondern Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Produzenten und Konsumenten gleichermaßen ermutigt werden, innovativ, effizient und frei zu handeln. Erst dann, und nur dann, wird der Einzelne befähigt, selbstbewusst und verantwortlich zu entscheiden, ob es sich lohnt, zu reparieren oder zu erneuern – und wird Nachbarschaftshilfe zur Tugend der Freien, nicht zur Notwendigkeit der Gängelten.