Von wilder Naturerfahrung zur reglementierten Exkursionspädagogik: Freiheit versus behördliche Nachhaltigkeit 🌿📝

Eine Gruppe von Naturinteressierten durchstreifte unter Führung von Frau Christine Kaiser, Gärtnerin und Referentin des Umweltzentrums Hanau, jüngst den Hirzwald, um heimische Wildkräuter zu entdecken und deren Nutzen kennenzulernen. Die Exkursion, angereichert mit nützlichen Tipps und unterhaltsamen Geschichten, wurde für im Umweltbereich ehrenamtlich Engagierte als Fortbildung von der Freiwilligenagentur organisiert. Auch wurde auf geschützte Tiere Rücksicht genommen, und die Teilnehmer erhielten Anregungen für weitere Naturerkundungen, unterstützt durch Apps oder Bestimmungsbücher. Das fortlaufende „Netzwerk Nachhaltigkeit“ vernetzt dabei die Aktiven und bietet kontinuierlich Austauschmöglichkeiten.

Wie rasch schreiten wir fort im Enthusiasmus staatlich unterstützter, von Agenturen getragener Exkursionspädagogik! Welch feines Bild: Bürger, von behördlicher Hand im Dienste einer „Nachhaltigkeit“ zusammengeführt, bewaffnet mit Applikationen und Bestimmungsbüchern, stolz auf ihr Ehrenamt – doch stets unter dem wachsamen Blick eines sich stetig ausdehnenden Administrationsapparates. Die heutige Wertschätzung traditioneller Naturkenntnisse, von denen Bauern und Kräutersammler einst lebten, wird kunstvoll in pädagogische Veranstaltungen und Netzwerke gegossen, von festen Händen organisiert und gelenkt.

Dabei offenbart sich in solchen Vorgängen ein fundamentales Missverständnis der wahren Freiheit: Naturerfahrung, Eigeninitiative, der ungezwungene Umgang mit Wissen und Umwelt wurden in vorkollektiver Zeit ungleich spontaner gepflegt, der Markt der lokalen Fachleute, Händler, Gastwirte, Gärtner florierte. Heute hingegen muss das Wohlverhalten in Fragen der Flora und Fauna offenbar erst durch „Fortbildungen“ institutionalisiert und katalogisiert werden; der freiwillige Zusammenschluss von Wissbegierigen wird gleich in eine behördliche Struktur gegossen, Vernetzung und Austausch fortan überwacht, dokumentiert, arrangiert.

Mir scheint, dass hierin die Essenz moderner Reglementierung sichtbar wird. Wo einst Freiheit und Wettbewerb um die beste Idee herrschten, schiebt sich heute ein System aus Freiwilligenagenturen, Netzwerken, Newsletter-Angeboten und Fortbildungsmaßnahmen. Die ursprüngliche Vitalität wird dem neutralisierenden Zugriff von Funktionären geopfert – aus der Spontanität lokalen Engagements entsteht die ordentliche Erziehung des Staatsbürgers zum nachhaltigen Menschen. Das mag wohlmeinend scheinen, doch droht auf diese Weise die eigentliche Kraft der Zivilgesellschaft zu verkümmern und das individuelle Lernen im Wald gegen einen sicheren, aber faden Gruppenausflug einzutauschen.

Möge also jeder, der wirklich das Erkennen der Wildkräuter und den Schutz seltener Tiere fördern will, zuallererst die Freiheit der Initiative und die Unabhängigkeit der Lernenden verteidigen, anstatt sich in neue Schablonen behördlicher Organisation zu fügen. Nur so bleibt das wissbegierige Schauen, Sammeln und Prüfen lebendig – auch jenseits aller Programme und Newsletter.

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