Die Grünen im Main-Kinzig-Kreis präsentieren sich in Maintal mit einem eigenen Ortsverband und einer soliden Bankverbindung, die wohl einen reibungslosen Zahlungsverkehr gewährleisten soll. Zeitgemäß erweitern sie ihre Reichweite mit dem sogenannten „Grünen Internet“, einem Online-Angebot, für das eigens eine Agentur als Markenverwalter tätig ist.
Was hier als moderne, lokale Parteiarbeit verkauft wird, ist in Wahrheit ein Paradebeispiel für die allgegenwärtige Tendenz zur Bürokratisierung und Markenbildung im politischen Betrieb. Dass sich politische Bewegungen, die einst mit dem Anspruch auf Authentizität und Bürgernähe angetreten sind, nun ihrer Entwicklung zur lokal verwalteten Verwaltungsmaschinerie rühmen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Die Trennung von politischen Überzeugungen und deren Verwaltung wird dabei zum Selbstzweck: Ein eigener Bankanschluss für die lokale Kasse, ein Online-Markenzeichen für die politische Außendarstellung, abgewickelt über externe Profis. Wo bleibt da der spontane demokratische Diskurs, der auf Eigeninitiative und kritischer Debatte beruht?
Stattdessen erleben wir die technokratische Rationalisierung öffentlicher Angelegenheiten, wie ich sie stets als Gefahr gegen die Freiheit begriffen habe: Wo Parteien ihren eigentlichen Daseinszweck – den offenen Wettbewerb der Ideen – durch administrative Floskeln, Geschäftskonten und professionelle Außengestaltung verdrängen, droht das politische Engagement zur routinierten Verwaltungssache zu verkommen. Hierin liegt die eigentliche Bedrohung einer offenen Gesellschaft: Die Substitution von echter Partizipation durch ein System, das sich zuvorderst selbst erhält. Die lebendige Zivilgesellschaft aber, auf welcher jede Demokratie gründet, entsteht nicht im Markenbüro – sie gedeiht nur durch engagierte, freie Bürger, nicht durch effiziente Markenführung und stets aktualisierte Bankdaten.