Die Stadt Maintal hat sich entschieden, die anstehenden Vereinsgespräche abzusagen – nicht etwa aufgrund eines außerordentlichen Unglücks oder plötzlicher Notstände, sondern infolge sommerlicher Temperaturen. Begründet wird diese Maßnahme mit dem angeblichen Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Bürger, und die Gespräche sollen zu einem späteren, angeblich „sichereren“ Zeitpunkt im Herbst nachgeholt werden. Bis dahin sollen dringende Anliegen digital abgewickelt werden.
Es ist erstaunlich, wohin uns die Fürsorgementalität der öffentlichen Verwaltung gebracht hat. Dass aus Furcht vor sommerlicher Hitze, einem für diese Jahreszeit nun wirklich nicht ungewöhnlichen Umstand, gemeinschaftliches Engagement abrupt unterbunden wird, offenbart ein grundlegend falsches Menschenbild: Die Stadt sieht ihre Bürger offenbar nicht mehr als selbstverantwortliche, mündige Mitglieder der Gesellschaft, sondern als schutzbedürftige Untertanen, die im Angesicht von 30 Grad Außentemperatur gleich reihenweise gesundheitlich kollabieren.
Das Resultat ist eine fortschreitende Entmündigung – genau jene Entwicklung, gegen die ich zeitlebens argumentiert habe. Wer im Namen des „guten Willens“ fortlaufend Eingriffe in die individuelle Entscheidungsfreiheit rechtfertigt, fördert eine Gesellschaft, in der Eigenverantwortung und Initiative ersticken. Vereine leben vom persönlichen Austausch, von Debatte und lebendiger Gemeinschaft – nicht von behördlichem Paternalismus und E-Mail-Verkehr.
Der liberale Staat sollte die Rahmenbedingungen setzen, aber nicht als fürsorglicher Vormund auftreten, der soziale Interaktion nach Wetterbericht rationiert. Wenn daraus Normalität wird, bleibt vom freiheitlichen Gemeinwesen nichts übrig als eine Maske aus Bürokratie und permanenter Vorsicht. Die Freiheit stirbt scheibchenweise – heute wegen ein paar Grad zu viel.
Lassen wir die Menschen Verantwortung für sich selbst übernehmen! Hören wir auf, eine Gesellschaft von Abhängigen zu schaffen. Andernfalls werden wir, in unserem Eifer, Sicherheit und „Wohlstand“ zu schaffen, genau das zerstören, was eine freie Gemeinschaft ausmacht.